Hermann Föttinger, dessen Namen durch die von ihm erfundenen Strömungskupplungen und Strömungsgetriebe (Drehmomentwandler) weltbekannt geworden ist, war der erste Hochschullehrer (1924), der an einer deutschen Technischen Hochschule einen Lehrstuhl für Allgemeine Strömungslehre und Turbomaschinen innehatte.

 Hermann Föttinger wurde am 9.02.1877 geboren. Er studierte in München Maschinenbau und Elektrotechnik und fand über seine Tätigkeit als Ingenieur in der Versuchsanstalt für Schiffsantriebe des Stettiner Vulcans zur Beschäftigung mit der  Strömungsmaschine und darüber hinaus zur Strömungsphysik. In dieser ersten Stellung erfand Föttinger als Kombination einer Pumpe und einer Turbine das Strömungsgetriebe, das später ihm zu Ehren Föttinger-Getriebe genannt wurde. Es diente dazu, die hohe Drehzahl der Schiffsdampfturbine auf die für den Propeller erforderliche niedrige Drehzahl herabzusetzen. Erstaunlich günstig waren die Ergebnisse der Prüfstandsmessung des ersten Föttinger-Getriebes mit einem Spitzenwirkungsgrad von 83%. Aus der Tätigkeit als Chef des Versuchswesens wurde Föttinger 1909 auf das Ordinariat für Schiffsmaschinenbau der TH Danzig und 1924 an die TH Charlottenburg berufen. Als Hochschullehrer engagierte er sich in Lehre und Forschung, ohne dabei die Ingenieurpraxis zu vergessen, wovon über 100 Patente Zeugnis ablegen. Auf Föttinger gehen wesentliche Arbeiten auf dem Gebiet der Kavitation, der Analogie zwischen Tragflügel- und Schaufelumströmung und im Bereich der angewandten Forschung der Spülströmung in Motoren, der Rauchgasführung in Kessel sowie über die Kohlenstaubturbine zurück.

Föttingers Wirken für die Hydrodynamik war gekennzeichnet durch sein Bestreben, Theorie und Experiment als gleichwertig und gleichberechtigt anzusehen. Die Berliner Antrittsvorlesung behandelte bereits 1924 auch heute noch grundlegende Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Propellertheorie, der Wechselwirkung zwischen Schiff und Propeller und der Simulation der Strömung um Schiffskörper mittels Singularitätenmethode. Vorschläge zur Elimination des Wellenwiderstandes bei Schleppversuchen, Hinweise auf den Luftwiderstand von Decksaufbauten, grundlegende Überlegungen, die zum Pumpenstrahlantrieb führten, und die Berücksichtigung von Reibungs- oder allgemein von Grenzschichteffekten gehörten zu den wichtigen Denkanstößen, die Föttinger gegeben hatte.

Hermann Föttinger starb 68-jährig in den letzten Kriegstagen am 28.04.1945 in Berlin.


24.2.2007 - al